Ich bin froh, dass sich aus meinem Buch, an dem ich vor 50 Jahren mit den Überlegungen angefangen habe, wann denn die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern angefangen haben könnte, nach Fertigstellung 2017 auch noch ein paar andere Dinge aufklären lassen. Damit kann ich heute ein paar Gedanken beisteuern, die normalerweise nicht bedacht werden und würde mich freuen, wenn Gebrauch davon gemacht würde.
Normalerweise wird vorausgesetzt und bis heute durch Forschungen unterstützt, dass die normale Familie, sei sie nun als patriarchale Kleinfamilie mit einer Frau oder mit mehreren konzipiert, als wesentliches Element enthält, dass Frau und Mann miteinander Sex haben. Dabei gab es immer für den Mann Auswege, für die Frauen normalerweise nicht.
Seit vor ungefähr 800.000 Jahren allmählich zuerst der Tausch erfunden wurde – und zwar meiner Erkenntnis nach zuerst nur zwischen Frauen – entwickelten sich nach ein paar Jahrhunderttausenden sensationelle neue Verhältnisse: nämlich Regeln, nach denen die erwachsenen Frauen und Männern sich gegenseitig verpflichteten, sich mit der von ihnen jeweils gesammelten oder gejagten Nahrung zu unterstützen. Dies war eine geniale Erfindung, weil es das Leben erleichterte, wenn die Mittel knapp waren.
Sex hatte mit der ganzen Sache, die sich sehr viel später (fast in unserer Zeit, ca. ab Neolithikum) zu eheähnlichen Verhältnissen entwickelte, nichts zu tun und war noch nicht in das Sozialleben eingebaut. Natürlich konnten die Menschen, die für die Nahrung einander zugeordnet waren, auch Sex haben. Aber es war keine Norm. Noch konnten alle sexuell tun und lassen, was sie wollten und das taten sie auch. Noch zu Spartas Zeiten konnten Frauen Liebhaberinnen haben, sie mussten nur als Hausfrauen ihren Teil der Verpflichtung übernehmen. Warum sich das änderte, beschreibe ich in meinem Buch ausführlich.
© Helke Sander
Helke Sander
Die Entstehung der
Geschlechterhierarchie
als unbeabsichtigte Nebenwirkung
sozialer Folgen der Gebärfähigkeit und des Fellverlusts
Verlag Zukunft und Gesellschaft 2017
ISBN 978-3-00-055652-4,
26,90
E-Book ISBN 987-3-00-055689-0,
11,99