Subjektitüde

SUBJEKTITÜDE

Deutschland 1966. 16 mm, s/w, 4 Minuten. Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin. Regie und Buch: Helke Sander. Kamera: Gerd Conradt. Assistenz: Skip Norman. Ton: Holger Meins. Schnitt: Helke Sander

Darsteller: Wolfgang Sippel, Rüdiger Minow, Barbara Lamers

 

Zum Film

Eine Frau und zwei Männer an einer Bushaltestelle, jeweils mit subjektiver Kamera aus der Perspektive der Person gedreht, die spricht und die jeweils anderen beobachtet.

Mein erster Film in der Filmakademie zum Thema „Boy meets Girl“, gestellt von unserem Dozenten Jiri Weiß. Mich interessierte das Thema nicht besonders. Um es für mich interessant zu machen, nahm ich alle Personen mit subjektiver Kamera auf und hatte das Problem, warum ich – bei subjektivem Blick – überhaupt von einer Person zur anderen schneiden solle. Der subjektive Blick hört ja nicht auf. Es ist meine Entscheidung von außen, die drei Charaktere in ihren Äußerungen zu unterbrechen.

Ursprünglich sollte der Film länger werden. Ich lernte an ihm, selber zu schneiden und das sah so aus: In einem Raum standen drei Schneidetische nebeneinander. An jedem saß nach Einteilung einer der Studenten und versuchte mit mehr Unwissen als Wissen, das Gerät zu bedienen. Holger Meins zeigte mir die Synchronpunkte sowohl rechts, wie links. Mal schnitt ich also rechts, mal links, je nachdem, welche Papiere oder Unterlagen sonst auf dem Tisch lagen. Das nicht verwendete Material kam direkt in den Abfall und nicht an den Galgen. Niemand wusste, wie gedrehtes Filmmaterial zu ordnen sei. Es war ein harter und teurer Lernprozess. Aber er ist als Experiment inzwischen ziemlich berühmt.

Helke Sander, 2003

Einzige Szene, wo zwei der Protagonisten zusammen zu sehen sind © Helke Sander Filmproduktion