Texte zur Urgeschichte

Das Ende im Anfang?

Ich spreche vom möglichen Ende des homo sapiens. Dieses Ende, so meine These, könnte in ihm von vornherein angelegt sein. Es spricht Vieles dafür. Um das zu verstehen, müssen wir noch einmal zurück auf Anfang – zu den Affen. *)

Diese Tiere waren wir auch einmal, bevor wir zu Menschen wurden. Was musste passieren, um uns zu Menschen entwickeln zu können? Tiere haben sich über lange Zeiträume auch entwickelt und verändert. Bei den sogenannten Haustieren oft mit menschlichem Eingriffen.
Was hatten wir als Säugetiere lange Zeit gemeinsam? In diesen Millionen Jahren – die Angaben dazu schwanken – in denen sich die Menschen fort von den Affen entwickelten, gab es bei beiden Arten schon die ersten Versuche zur Zweibeinigkeit, die sich allmählich bei den entwickelnden und zum Teil wieder verschwindenden Menschenarten durchsetzten.
Es gibt Theorien, die vermuten, dass es noch lange Sex zwischen Affen und beginnenden Menschenarten gegeben hat.

Wieweit sich auch Affen körperlich in den Zeiträumen veränderten, in denen wir zu Menschen wurden, wissen wir nicht. Von Fossilienfunden ist bekannt, dass die Entwicklung der Frühmenschen von körperlichen Veränderungen begleitet war. Wer mit neuen geographischen und klimatischen Gegebenheiten nicht mithalten konnte, starb wohl aus. Die Trennung Affe / Mensch wird mit unterschiedlichen Begründungen zwischen 14 und 5 Millionen Jahren angenommen, der aufrechte Gang hatte sich schon bei der Frühmenschenfrau Lucy vor ca. 3,5 Millionen Jahren durchgesetzt, auch wenn sie noch viele Merkmale hatte, die auf ein Leben in den Bäumen verwiesen. Die Körper der zukünftigen Menschen veränderten sich, während sie aber nach wie vor wie die anderen Tiere lebten:

Die Ähnlichkeit zwischen Tier und Frühmensch besteht vor allem darin, dass jedes Individuum selber für seine Nahrung sorgte und Werkzeuge benutzte, die in den Frühzeiten ebenfalls ähnlich waren und ähnlichen Zwecken dienten.

Bei zufällig reichlich vorhandener Nahrung konnte bisweilen etwas für andere übriggelassen werden, aber kein Tier und kein Frühmensch gab freiwillig und regelmäßig etwas an andere ab.

Als das möglich wurde, gab es schon eine viele Jahrhunderttausende dauernde Entwicklung, die normalerweise sehr pauschal und verkürzt dargestellt wird. Offenbar fragte sich niemand, was in dieser langen Zwischenzeit geschah. Bis vor Kurzem lag die Evolutionsforschung zu fast 100 % in Männerhand und driftete dadurch ins theoretische Abseits, weil die Forschung selbstverständlich von der Überlegenheit des Mannes ausging und den besonderen Problemen der Frauen keine Beachtung schenkte. Inzwischen nehmen Frauen in der Forschung zu und bringen neue Erkenntnisse und vor allem Fragestellungen ein. Neuerdings ist sogar eine Kehrtwende zu beobachten, befassen sich doch männliche Evolutionsforscher auch mit Menstruation und Stillzeiten, ohne allerdings zu erwähnen, dass – meist unakademische – Forscherinnen dies schon lange tun. (Ich habe an anderer Stelle schon mehrfach meine vergeblichen Versuche beschrieben, 1972 einen Film „Rote Tage“ zu finanzieren, der dieweltweit existierenden Sitten rund um die Menstruation behandeln sollte, um u.a. herauszufinden, ob es auch positive Sitten gibt und nicht nur die Festschreibungen über die Unreinheit der Frauen).

Was zur Unterscheidung von den Tieren beitrug, waren die körperlichen Veränderungen in den nächsten Jahrhunderttausenden. Die Frühmenschen verloren ihr Fell, was uns noch später beschäftigen wird, die Schwangerschaften dauerten länger, die Babys wurden schwerer und blieben länger abhängig von den Müttern. Affenmütter stillten ihre Kinder ca. 3-5 Jahre und in der Zeit wurden sie normalerweise nicht erneut schwanger. Vermutlich war das bei den werdenden Menschen ähnlich.

Bei Schimpansenfrauen wird die Empfängnisbereitschaft durch die Schwellung im Genitalbereich angezeigt und ist unabhängig vom Willen der Individuen. Irgendwelche Vorlieben beim Sex unter Frühmenschen sind bisher wenig erforscht, kamen vermutlich zunächst auch nicht vor. Es war vermutlich ein Vorgang wie der Stoffwechsel , wie Essen und Trinken.

Die Bereitschaft zum Sex war bei beiden Geschlechtern im instinktiven Verhalten begründet und ist bei den verschiedenen Primatenarten unterschiedlich ausgeprägt und nicht unbedingt auf das andere Geschlecht fokussiert oder auf die wenigen Individuen, die heute als divers bezeichnet werden, sollte es sie überhaupt schon gegeben haben.

Heutige Menschenfrauen haben diese sichtbaren einladenden Zeichen nicht oder nicht mehr. Jedenfalls ist monogames sexuelles Verhalten offenbar nicht in uns angelegt und eher selten. Bei uns heutigen Menschen wird die Ausübung sexueller Handlungen durch sehr viel später entstandene soziale Regeln bestimmt, was besonders bei Frauen die Partnerwahl durch meist religiöse Gesetze einschränkt bzw. unmöglich macht, aber nicht auf die Frühzeiten zurückgeführt werden kann.

Es ist tatsächlich schwer, die Bedeutung der langen Perioden für die allmähliche Trennung von Tier und Mensch zu verstehen und die Millionen Jahre, die das dauerte, auch gefühlsmäßig einigermaßen zu erfassen und eventuell herausragende Veränderungen auch zu begreifen.

Was musste alles passieren, um in ausgegrabenen Knochen einen Menschen zu erkennen und nicht mehr ein Tier? Gab da bei Lucy noch Bedenken?

Wir müssen uns auf sehr lange und fließende Übergänge gefasst machen. Vollzogen in einigen Millionen Jahren. Was immer wieder auf falsche Fährten führt, sind die vielen Theorien über das Zusammenleben in Urgesellschaften, in denen ziemlich früh die Männer zu Jägern und die Frauen zu Sammlern erklärt werden, obwohl dies die lange Zeit, bevor solche differenzierten Handlungen überhaupt möglich wurden, unberücksichtigt lässt. Allerdings wird die Geburt der Hausfrau in all diesen Theorien immer schon vorweggenommen. Diese alten Definitionen setzen nämlich voraus, dass sich eine Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern von Anfang an (wann dieser Anfang war, bleibt immer offen) etabliert hatte, die Frühmenschen sich gegenseitig mit den Ergebnissen ihrer Tätigkeiten versorgten und sich gewissermaßen über Nacht eheähnliche Zustände entwickelten. Die Auseinandersetzungen in der Wissenschaft gehen dann hauptsächlich darum, ob Frauen oder Männer mehr zum gemeinsamen Lebensunterhalt beigetragen haben. Es bleibt aber immer die bisher unbeantwortete Frage: Warum reagierten die Frühmenschen eines Tages anders als Tiere aufeinander und auf klimatische und geographische Herausforderungen? Wann setzte die unumkehrbare Menschwerdung ein? Und wie äußerte sie sich?

Versuchen wir, uns das Leben zwischen Tier und Mensch vorzustellen. Wie viele Menschen mag es überhaupt in diesen nebelhaften Zwischenzeiten schon gegeben haben? Und wie viele wurden Opfer von anderen Tieren, die größer oder giftiger waren oder über beeindruckendere angeborene Techniken verfügten? Die Zahl der gleichzeitig lebenden Tiere und Menschen, die sich gegenseitig Beute waren, ist schwer festzustellen. Es gibt über die Menschenzahl einige Vermutungen, die bei Wikipedia so beschrieben werden:
„..von fünf Neandertalern wurde 2009 berechnet, dass vor rund 70.000 bis 40.000 Jahren allenfalls 3500 weibliche Neandertaler gleichzeitig gelebt haben“
Oder
„Anhand genetischer Marker (Alu-Sequenzen) wurde geschätzt, dass die Population von Homo erectus vor 1,2 Millionen Jahren weltweit nur rund 55.000 Individuen umfasste“.

Stellt man sich diese Zahlen verteilt auf die diversen Weltgegenden vor, dann dürfte eine Begegnung von Mensch zu Mensch eher selten gewesen sein und meiner Meinung nach eher Neugierde als Abwehr geweckt haben, obwohl in entsprechenden TV-Filmen nach wie vor die selbstverständlichen gegenseitigen Tötungen ins Repertoire gehören.

Waren die Frühmenschen satt und lebten sie in einer Gegend, die vielleicht einigermaßen sicher war und auch am nächsten Tag für alle Nahrung bot, dann dösten sie oder beobachteten über viele Jahrhunderttausende, was um sie herum vorging. Einige der gemeinsam von Tieren und Menschen benutzten Werkzeuge habe ich schon erwähnt.

Ob sie jeweils eigene Erfindungen waren oder ob die einen von den anderen gelernt haben, bleibt offen. Allerdings gibt es angeborene Fähigkeiten von Tieren, die später möglicherweise von Menschen nachgeahmt wurden. Dazu gehört z.B. das arbeitsteilige und effiziente Verhalten bei der Jagd von Hyänen. Ob die später am Mittelmeer lebenden Neandertaler auch schon von Meerestieren lernen konnten, lässt sich nur vermuten. Denn auch Wale oder Delphine haben Strategien entwickelt, an Nahrung zu kommen und ihre Kinder im Fischfang zu schulen. Ein ganz außergewöhnliches Verhalten konnten die in Afrika lebenden Frühmenschen z.B. dem Webervogel oder ähnlichen Arten abgewinnen. Dieser Vogel flocht aus Grashalmen kunstvolle Brutkästen. Möglicherweise führte die Nachahmung dieser Technik durch Frühmenschen sogar dazu, ihr Überleben zu sichern. Die werdenden Menschenmütter hatten nämlich ein schwerwiegendes Problem, was Männer nicht hatten, was aber leicht zum Aussterben der ganzen Art geführt haben könnte und das möglicherweise bei manchen Arten auch tat: Sie verloren ihr Fell. Die Kinder glitten ab. Es wurde für die Mütter schwerer, wenn nicht unmöglich, Nahrung zu besorgen. Und aus diesem Grund könnte es zu einem Sprung im Gehirn gekommen sein, einer plötzlichen und vorher nicht vorhandenen Mutation und der Idee, dieses Verhalten der Vögel nachzuahmen, um einen Tragebeutel für das Kind zu erfinden.

So eine Hirnleistung hatte es vorher noch nie gegeben: Ein Frühmensch sorgte für sein Überleben durch Denken. Er oder in dem Fall eher sie, die das Problem mit dem Haarausfall hatte, was sich als lebensbedrohlich für sie und das Kind erwies, übertrug das beim Vogel Gesehene auf ihre Situation. Sie machte nicht das Gleiche wie der Vogel, sondern etwas Ähnliches, angepasst an die eigenen Bedürfnisse. Tatsächlich ist das nicht beweisbar, aber ein schöner und ziemlich überzeugender Gedanke. Vor allem ist es überhaupt ein Gedanke, der eine Tat zur Folge hatte, die das Überleben ermöglichen half. Das war etwas vollkommen anderes als eine Nuss zu finden und sie an Ort und Stelle mit einem Stein aufzuklopfen und danach den Stein wieder liegen zu lassen, was Affen und Frühmenschen schon gemeinsam war. In diesem neuen Fall der Nachahmung oder Erfindung spielten vorher unbekannte Dinge mit. Es entstand ein Bewusstsein bei den Müttern dafür, dass es sich beim Fellverlust um ein neues und sich wiederholendes Problem handelte. Es entstand ein Gefühl für Zeit. Für die Zeit, die mit dem Fellproblem einherging. Es ging ums Überleben. Eine Lösung musste her, die diesen Nachteil von verlorenem Fell ausglich. Dieser konkrete und sich verschärfende Stress machte es vielleicht möglich, dass sich eine Gedankenkette bilden konnte und, einmal in Bewegung gesetzt, ließ sich das Denken nicht mehr aufhalten. Man kann sich das vielleicht so vorstellen wie das Lernen über das Virus während der Pandemie. Plötzlich tauchte eine neue Variante auf und wieder eine neue. Und auf jede neue Art folgten neue Verhaltensweisen, sinnvolle und sinnlose. Dieses entstehende Bewusstsein, dass eventuell dem Vogel zu verdanken war, führte dann irgendwann später auch zur Verehrung von Tieren und – wie z.B. in einigen australischen Gesellschaften, zu kompliziert konstruierten Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Tieren, Menschen und Pflanzen. (So habe ich einmal den Film eines einheimischen australischen Regisseurs gesehen, der gegen die Abholzung eines alten Baums protestierte mit dem Argument, dass dieser Baum sein Großvater sei).

Diese artübergreifenden Beziehungen früher Menschen sind von einer ganz anderen Art als die
Befehle in der sehr viel später entstandenen Bibel, sich alle Lebewesen untertan zu machen. Diese früh entstehenden Verwandtschaftskonstruktionen führten zu Verhaltensweisen, die für die gegenseitigen Abhängigkeiten eine Form fand und sie konnten es Gruppenangehörigen verbieten, bestimmte Tiere oder Pflanzen zu töten. Eine Übertretung dieser sich herausbildenden Regeln konnte zu vorher unbekannten Konflikten zwischen Menschen führen, die diese neuartigen sozialen Regeln verletzten. Wichtig ist hier, dass mit zunehmendem Denkvermögen das früher instinktive Verhalten der Individuen ersetzt wurde durch neue soziale Regeln für die Gruppe. Diese neuen Regeln sollten ein friedvolles Zusammenleben ermöglichen, was mal der Fall war und sicher auch oft das Gegenteil bewirkte, weil die Folgen nicht richtig eingeschätzt werden konnten. Darum sind Schlussfolgerungen wie die, dass es in matriarchal lebenden Gesellschaften keine Kriege gegeben haben konnte, grundsätzlich falsch. Diese Regeln entstanden langsam, in Jahrhunderttausenden und stellten instinktives Verhalten in soziales um. Auseinandersetzungen konnten aus vielen Gründen entstehen und sich mit Zunahme des Wissens und der Bevölkerungszahl ausweiten.

So oder ähnlich könnte es sich abgespielt haben, als das Tier das Denken lernte. Es brauchte dazu einen Anstoß, der, so meine Vermutung, von den Müttern ausging. Von da an, das mag so um 2,5 bis 3 Millionen Jahre her sein, wurden wir allmählich zu Menschen. Ein Gedanke führte zum nächsten. Dieser Prozess ließ sich weder aufhalten noch rückgängig machen. Das Gewebe für das Tragegestell ließ sich als Sonnen-oder Regenschutz, Schlafmatte, Fischernetz oder Beutel verwenden. Und all diese neuen Erfindungen veränderten ein wenig das vorige Verhalten. Werkzeuge waren nun nicht nur verschieden geformte gefundene oder schon bearbeitete Steine oder primitive Werkzeuge aus Pflanzenmaterial. Mit dem ersten Gedanken brach gewissermaßen ein Damm. Es gab kein Zurück in den vorigen Zustand. Es kam zu immer neuen Erfindungen in den nächsten Jahrmillionen und daraus abgeleiteten weiteren körperlichen Veränderungen, wie z.B. die Rückbildung des Gebisses, vermutlich durch die Verwendung vom im Feuer gegartem Fleisch. Auch änderte sich mit der Zeit und mit größerem Gehirn das Gruppenverhalten: Frauen rannten je nach Umgebung nicht mehr gemeinsam mit den Männern durch die Gegend, sondern konnten es eines Tages vorziehen, mit eigenen und fremden Kindern an einem Ort zu bleiben, wenn dieser ihren ganz spezifischen Ansprüchen Vorteile bot.

Handeln im Eigen-und Kindesinteresse bestimmte die Handlungen von Frauen. Noch gab es niemanden, der sie davon abhalten konnte. Sie lernten, wann und wo etwas Essbares wuchs oder als Kleingetier lebte, was auch Aufenthalte der ganzen Gruppe zur Folge haben konnte. Männer dagegen lernten, etwas zusammen zu machen, statt sich nur in Konkurrenz zu den Frauen zu verhalten. Tatsächlich wurden ihre Waffen immer ausgefeilter (Schöninger Speere – 300.000 Jahre alt) und es bildeten sich Regeln für die Jagd heraus, die nur für sie kennzeichnend waren, weil keine Frauen mit Kleinkindern dabei waren, was frühere Selbstverständlichkeiten ablöste. Was entstand, war noch keine Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen, sondern beide Geschlechter folgten ihren neuen körperlichen eigenen Bedürfnissen und den von ihnen entwickelten speziellen Kenntnissen und Werkzeugen und den Gegebenheiten der jeweiligen Landschaften. Das Leben blieb nach wie vor gefährlich und die Lebenserwartung niedrig. Erworbene Kenntnisse konnten wieder verloren gehen, wenn eine Gruppe durch äußere Umstände ganz oder teilweise ausstarb. Was sicher noch lange vorherrschte, war die Selbstversorgung der erwachsenen Menschen, die neue Nahrungsquellen erschlossen, je nachdem, wo die einzelnen Gruppen lebten und was sie dort vorfanden. Diese Tatsache der – noch – tierischen Selbstversorgung wird in der Evolutionsforschung so gut wie gar nicht berücksichtigt oder zur Kenntnis genommen. Die Unterschiede im Verhalten von Frauen und Männern konnten mehr oder weniger ausgeprägt sein, weil, wie wir aus Funden wissen, auch Frauen jagten oder Männer sammelten und das so lange taten, bis es z.B. für alle ertragreicher war, dass die Geschlechter eigenen Wegen folgten. Ihr Wissen wurde vermutlich auch durch das Zusammentreffen mit anderen Gruppen erweitert, die sich aus anderen Gegenden begegneten und andere Kenntnisse mitbrachten. Mit dieser stetigen Differenzierung und Individualisierung begann unwiderruflich die Trennung von Mensch und Tier.

Das führte, wie ich mehrfach beschrieben habe, allmählich zu Handelsbeziehungen zwischen Frauen und Männern, angestoßen von denen, die schon mit unterschiedlichen gesammelten oder gejagten Produkten aufwarten konnten. Das vorher übliche instinktive Verhalten der Tierwelt wurde peu à peu abgelöst durch soziales Verhalten, ausgedrückt durch neu entstehende Regeln.
Noch aus der tierischen Selbstversorgung herrührende gleichberechtigte Verhaltensweisen ordneten und erweiterten das Zusammenleben der Geschlechter. Was entstand, waren Handelsbeziehungen und nicht Ehen. Wie ausführlich an anderer Stelle beschrieben, konnten z.B. ein bestimmter Mann und eine bestimmte Frau verpflichtet werden, sich gegenseitig mit der von ihnen beschafften Nahrung zu versorgen. Diese Vorgänge, die das Überleben der Gruppe sicherstellen sollten, wurden und werden von Evolutionsforschern normalerweise mit Heirats- oder Ehesitten beschrieben, mit vielen Theorien über endogame und exogame Gesellschaften verbunden und immer mit Regeln für die Sexualität verknüpft. Es ist nach wie vor selbstverständlich, die Sexualität immer in dieses Handelsabkommen zur Nahrungssicherung einzubeziehen. Diese Verknüpfung von Nahrungstausch und Sex muss meiner Meinung nach völlig verworfen werden und spielt erst Jahrtausende später durch veränderte Produktionsbedingungen eine Rolle. Die Regeln zur Sicherstellung der Nahrung hatten lange gar nichts mit der Regelung der Sexualität zu tun, die noch viele weitere Jahrtausende so blieb, wie noch bei den Tieren: instinktives Verhalten über das noch nicht nachgedacht wurde. Die Rolle der Väter blieb bis in jüngste neolithische Zeiten unbekannt.

Diese Zeit wurde geprägt von einem ungeheuren Erfindungsreichtum der bisher schon lebenden wenigen Menschen. Sie konnten immer noch von anderen gefressen werden, aber lernten auch, sich qua Intelligenz besser zu schützen. Dass Regelverletzungen bestraft werden konnten, war ein neues Phänomen und betraf anfangs immer nur einzelne und die Gründe waren für alle nachvollziehbar. Sie waren immer konkret. Diese Nachvollziehbarkeit trug wahrscheinlich mit der Zeit zu dem späteren Glauben an frühere paradiesische Zeiten bei. Mit dem Zusammenleben größerer Gemeinschaften blieb dieser Glaube dann allmählich auf der Strecke. Die entstehenden Nebenwirkungen der zunehmenden Intelligenz wurden und werden von der Forschung kaum zur Kenntnis genommen oder als neue Phänomene beschrieben.

Ich habe anfangs behauptet, dass es in diesem Text um das mit dem Denken schon früh angelegte Ende des homo sapiens gehen soll und langsam nähern wir uns dem Beweis dieser These.

Warum und ab wann konnte diese Tendenz, die Nebenwirkungen der sich aus der Denkfähigkeit entwickelnden Handlungen zu erfassen, überhaupt entstehen?

Die zunehmende Intelligenz führte zur zunehmenden Individualisierung. Die Zeit, da alle mehr oder weniger das Gleiche machten, ging zu Ende. Die Menschen begannen, sich zu spezialisieren, es bildeten sich individuelle Fähigkeiten heraus, spezielle Werkzeuge und damit verbundene Kenntnisse. Möglicherweise kam es dadurch auch zu einem ebenfalls neuen Konkurrenzdenken zwischen einzelnen Personen.

Aber auch zur Verfestigung der Gruppenzugehörigkeit durch Rituale, in die alle eingebunden waren. Reste davon sind heute noch in den verschiedenartigsten Umzügen und Gebräuchen wie Karneval, Fronleichnam, das Weihen von Pflanzen, Feuern, Verbrennen von Puppen usw. zu erkennen.

Solche sich wiederholende Riten, an denen alle teilnahmen und auch teilnehmen mussten, sollten auseinanderdriftende Tendenzen wieder zusammenführen. Ab wann individuelle Abweichungen zu regelrechten Ausgrenzungen einzelner Personen führten, wissen wir nicht.

Damit einher bildeten sich allmählich vermutlich auch unterschiedliche Dominanzverhalten heraus.

Diese neuen sozialen Regeln auszubilden dauerte wieder Jahrhunderttausende und war vermutlich für einige lästig, im Ganzen dennoch für alle vernünftig, für die Umwelt wahrscheinlich noch unschädlich und grundsätzlich noch gleichberechtigt. Das Wunder des Gebärens lag ja nach wie vor bei den Frauen, die dadurch gleichzeitig die Zukunft sicherten. Die Unterschiede der beiden Geschlechter traten mit der Zeit in den Focus der Aufmerksamkeit, was dazu führte, dass das Verhalten der Einzelnen einer zunehmenden sozialen Kontrolle unterlag. Die neuen Regeln sicherten die Versorgung aller. Aber gleichzeitig konnten durch Individuen auch Konflikte entstehen, die sich den neuen Regeln aus unterschiedlichen Gründen widersetzten, weil sie verbunden war mit einem Aufgeben der Tierfreiheit.

Wie sich das äußerte, kann bisher nur erraten werden, aber es gibt verschiedene Indizien, die diese Annahme unterstützen. Z.B. konnte eine Person statt einen bestimmten Teil der Nahrung abzugeben, sie selber gegessen haben, was zu Hunger und Ärger auf der geschädigten Seite geführt haben wird. Oder, weil satt, schloss sich ein Mann nicht der Jagdgruppe an und döste lieber oder beobachtete die Sterne oder andere Lebewesen, was die Gruppenleistung gefährden konnte. Vielleicht gab es Auseinandersetzungen bei Begegnungen mit einer neu auftauchenden Gruppe oder jemand stahl einer anderen das Werkzeug. Da durch die zunehmende Intelligenz und die vielen neuen Erfindungen die Gruppenstärke zunehmen konnte, konnten auch die möglichen persönlichen Konflikte härter und vielfältiger werden und nicht nur Wut erzeugen, sondern auch Strafen nach sich ziehen. Das blieb lange Zeit ein Problem innerhalb einer Gruppe. Mit zunehmender Bekanntschaft fremder Menschen nahmen auch die Konflikte zu. Möglicherweise waren die Auseinandersetzungen nicht von langer Dauer und manches konnte auch im Kompromiss beigelegt werden. Es gab Konflikte, die unbeabsichtigt entstanden: es konnten sich beispielsweise mit Beginn der Viehzucht zwei Herden begegnen, die auf die gleiche begrenzte Weide oder zum gleichen kleinen Wasserloch wollten, was zu Kämpfen führen konnte. Mit zunehmender Gruppengröße beschleunigten sich auch die sozialen Veränderungen. Dauerte die Entwicklung zum Tausch von Nahrungsmitteln vielleicht noch Jahrhunderttausende, so entwickelten sich Formen beginnender sozialer Arbeitsteilung vielleicht schon in einigen zehntausenden Jahren und heute – in digitalen Zeiten – in wenigen Jahrzehnten.

Abweichungen einzelner Individuen von schon verbindlichen Regeln waren gefährlich und – wurden sie endlich bemerkt – zogen sie Konsequenzen nach sich, die das Problem beheben sollten. Solche Problemverhinderungsmaßnahmen hatten aber die Eigenschaft, auf anderen Gebieten neue Probleme zu schaffen, die ebenfalls zu Gegenmaßnahmen führten, wenn sie erkannt wurden und die ihrerseits wieder nach neuen Verbesserungen verlangten. Usw. Je größer die zusammenlebenden Gruppen werden konnten, desto mehr umfassten die unterschiedlichen Gegenmaßnahmen bestimmte Zirkel innerhalb dieser Gruppen – wie es heute noch der Fall ist – nur dass es diese Problemlösungsversuche heute auf tausenderlei verschiedene Arten gibt, weil die Zahl der Menschen sich derart vervielfältigt hat und immer wieder nicht gelöste Probleme mitgeschleppt werden, oft über Jahrhunderte und, wie bei den Frauen, über Jahrtausende.

Die zunehmende Intelligenz setzte ungeheure Produktivkräfte frei, sie verlängerte das Leben, vergrößerte den Lebensraum und die Zahl der zusammenlebenden Menschen. Gleichzeitig aber nahmen auch die möglichen Konflikte zu und die Maßnahmen, sie in den Griff zu kriegen.

Lange Zeit blieben diese Maßnahmen zur Stabilisierung der einzelnen Gruppen ohne große Folgen für andere oder die Umwelt.
Allerdings wurde schon den Neandertalern nachgesagt, dass sie vor ca. 50.000 Jahren für die Ausrottung der damaligen Großwildtiere verantwortlich waren. Es gibt auch die Theorie, dass die australische Megafauna durch die Einwanderung der ersten Australier beendet wurde. Verbesserte Waffen brachten Vorteile bei der Jagd. So gab es nicht nur regelmäßig Fleisch sondern genügend Fell für die Kleidung im kalten Norden und die großen Geweihe oder Zähne der Tiere ließen sich zum Hüttenbau verwenden.

Jede neue Erfindung hinterließ Spuren in der Gesellschaft und zunehmend auch in der Umwelt. Sie brachte sowohl Fortschritt als vorher unbekannte Probleme. So entwickelte sich z.B. die Arbeitsteilung mit der Viehzucht. Es entstanden Befehlsstrukturen, was sich nicht nur auf unterschiedliche Rechte unter Männern bezog, sondern vermutlich auch allmählich und unbemerkt zur Schwächung von Frauen führen konnte. Sie zogen nun dem Vieh hinterher, was sich als Männeraufgabe allmählich herausgebildet hatte. Das hieß andererseits, dass Frauen es aufgegeben hatten, auf selbstgewählten Rastplätzen Nahrung zu finden. Vermutlich machten sie das alles freiwillig und aus Überzeugung, weil die Viehzucht sich als sehr ertragreich und erfolgreich herausstellte – bis es zu Dürre oder Krankheiten oder sonstigen vorher nicht bedachten oder auch ganz neuen Problemen kam, die wiederum die Landwirtschaft sich entwickeln ließ, die bald mit eigenen Problemen zu kämpfen hatte und zu Hungersnöten führen konnte. So merkten die Frauen vielleicht erst Generationen später, dass sie grundsätzlich in eine Abhängigkeit geraten waren, die sich nicht mehr umkehren ließ, weil die Lebensstrukturen von allen auf den neuen Gesetzmäßigkeiten aufbauten. Abgesichert wurde diese allmähliche Unterordnung zusätzlich, nachdem im Neolithikum bekannt wurde, welche Rolle Männern bei der Schwangerschaft der Frauen zukam.

Man muss sich immer wieder vorstellen, dass Konflikte normalerweise entstanden, weil eine
begrüßte neue Entwicklung, die mehr Sicherheit, mehr Nahrung oder Bequemlichkeit versprach, auf der anderen Seite vorher unbekannte negative Folgen zeigte, seien es für alle oder für einzelne Gruppen einer Gesellschaft.
Die Forschung kann mit Sicherheit diese immer wieder neu und immer vielfältigere Gemengelage auffüllen und genügend Beispiele finden, die belegen, wie weltweit allmählich Frauen aus dem vormals gleichberechtigten Zusammenleben in eine mindere Kategorie fielen und dies nicht nur praktische Konsequenzen hatte, sondern auch vom sich entwickelndem Herrschaftswissen ideologisch untermauert wurde. Diese Veränderungen kann man sich nun für die weitere Entwicklung vorstellen, die mit größerer Menschenzahl immer schneller zu neuen Regeln und Hierarchien führten. Wir kommen nun einige Jahrtausende später zur griechischen Demokratie, die vielen als Anfang der Zivilisation gilt.

Tatsache ist, dass damit schon bestehende Strukturen totaler Königs-oder Priesterherrschaft bekämpft werden sollten und Entscheidungen von mehreren gefällt wurden. Obwohl diese griechischen Gesellschaften schon auf der Unterdrückung großer anderer Gruppen beruhte – für Frauen und Sklaven galten die demokratischen Regeln nicht – hatten sie doch für die Zukunft eine große Bedeutung. So wurde in Rom später Cäsar ermordet, weil er sich zum Alleinherrscher aufschwingen wollte und die Gesetze der Republik missachtete.

Sklavenaufstände von männlichen Sklaven gab es immer wieder seit der Antike. Viele können zeitlich belegt werden.
Von Frauenaufständen wird auch berichtet, obwohl diese nicht im gleichen Maß belegt sind wie die der Männer. Aber die vielen Berichte über Amazonen unterschiedlichster Herkunft lassen vermuten, dass Frauen schon sehr viel früher, in noch schriftloser Zeit, immer wieder um ihre Freiheiten gekämpft haben. Aus unseren letzten christlichen Jahrhunderten sind immer wieder Frauen bekannt geworden, die sich gegen den ihnen verordneten Status als Einzelne zur Wehr gesetzt haben. Aber erst seit dem 2o. Jahrhundert haben Frauen nach mindestens dreitausend Jahren einige grundsätzliche Rechte in den westlichen kapitalistischen Ländern zurückerobert. Diese Rechte gehören nun zu den von der Europäischen Union proklamierten gemeinsamen Werten.

In anderen Ländern wie z.B. in Afghanistan, Indonesien oder Iran geschieht aber genau das Gegenteil: Dort gibt es eine staatlich verordnete zunehmende Unterdrückung und Rechtlosigkeit von Frauen. Dazu kommen millionenfache Abtreibungen von Mädchen, besonders in Indien und China. Zwangsverheiratungen und Klitorisbeschneidungen gibt es in vielen sich als muslimisch verstehenden Staaten. Diese Untaten nehmen zu und nicht ab, weil die Weltbevölkerung wächst und dadurch die beklagenswerte Lage von Millionen Frauen und ihren Kindern. Die Weltbevölkerung aber wächst nicht deswegen so stark, weil aus Liebe immer mehr Kinder geboren werden. Sie wächst deswegen, weil es Millionen Frauen ohne Bürgerrechte gibt, ohne Bildung und Verhütungswissen, die zum Kinderkriegen gezwungen werden. In allen modernen Ländern, in denen Frauen Rechte haben, sinkt sofort die Geburtenrate, weil Frauen darüber entscheiden können, ob und wie viele Kinder sie haben wollen. Deswegen sind inzwischen auch die Männer weit entfernt von ihren früheren tierischen Freiheiten und leiden unter den Folgen der Maßnahmen, die
sie einst an die Macht gebracht hatten und vielfach noch dort halten. „Wir kindern euch tot“, sagte mal stolz ein türkischer Taxifahrer zum Problem der Überbevölkerung. Noch Schíller konnte singen:

„Ich bin ein Mann, wer ist es mehr? Wer ́s sagen kann, der springe
frei unter Gottes Sonn einher
Und hüpfe hoch und singe!“
(und ca.20 weitere Strophen).

Neu ist die vollkommen aus dem Ruder gelaufene Debatte um die Geschlechtszugehörigkeit und die gesetzlichen Maßnahmen, die zur Zeit diskutiert oder umgesetzt werden. Auch früher wollten viele Mädchen lieber Jungen sein. Hauptsächlich deswegen, weil sie dann mehr Rechte hätten, länger aufbleiben dürften, schon früh über Nacht bei Freunden bleiben könnten oder mehrtägige Ausflüge hätten machen können wie ihre Brüder. Mädchen wussten früh, dass sie später weniger verdienen würden als Männer. Und im Bewusstsein dieser Nachteile engagierten sich viele in der Frauenbewegung. Es gab auch früher viele Jungs, die lieber mit Mädchen spielten, weil sie „zahmer“ waren, nicht so aggressiv. Viele wollten nicht zum Militär. Das hat sie allerdings bis heute nicht zu einer emanzipatorischen Männerbewegung geführt, die sie über ihre eigene Geschlechts-Geschichte nachdenken lässt. Sie waren und sind sich ihrer Vorrechte durchaus bewusst. Es stehen ihnen keine Leichtlohngruppen vor Augen. Es fehlt ihnen das Gefühl dafür, dass ihre Vergangenheit uns in eine Zukunft geführt hat, die auch ihr Ende beschleunigen wird. Als Ausweg sind viele Transidentitäten entstanden. In der Antike war das Phänomen bekannt. Die „Hermaphroditen“ wurden respektiert, oft verehrt als Wunder der Natur. Das Normale bei Säugetieren war und blieb aber die Zweigeschlechtlichkeit, was nichts zu tun hat mit sexuellen Präferenzen oder mit dem Recht, Abweichungen zu diskriminieren. Ich finde es eher erschreckend und eine bestürzende Verneigung vor dem Zeitgeist wenn ein achtjähriges Mädchen auf einem internationalen Filmfestival den Preis für die Verkörperung der Sehnsucht nach einem Jungenkörper erhält. Es klingt für mich eher nach Kindesmissbrauch.

Zusammenfassung

Ich habe die Anfänge einer Entwicklung beschrieben, die mit der Denkfähigkeit einzelner Individuen ihren Anfang nahm und heute alle Individuen auf unserem Globus miteinander in Beziehungen setzt. Die Fähigkeit zu denken hat zu immer spektakuläreren und gleichzeitig vorher unvorstellbaren Nebenwirkungen geführt. Normalerweise haben wir keinerlei Erinnerung oder Gefühl für unsere Tierzeit.

Dennoch sind wir heute nicht weniger verletzlich: Wir werden nicht mehr von Säbelzahntigern oder Wollnashörnern angegriffen, sondern eher vom modernen Verkehr. In vielen Ländern sterben täglich tausende Menschen an Hunger, ebenso viele leiden jetzt schon an der menschengemachten Klimakatastrophe. Es sterben Menschen an Hungersnöten und Kriegen, in die sie gezwungen werden, aber als Einzelne kaum mehr verstehen.

Auch die friedlich genutzte Atomkraft hat durch die Reaktor-Katastrophen schon hunderttausende Tote gefordert. Die Gewinnung seltener Erden schadet nicht nur der Umwelt, sondern auch den Menschen, die auf diesen Böden leben, die aber von anderen Ländern ausgenutzt werden. Die Globalisierung bringt nicht mehr die Menschen einer kleinen Gruppe in gegenseitige Abhängigkeit, sondern die ganze Weltbevölkerung ist inzwischen auf verschiedenste Weisen in Abhängigkeit voneinander. Bis in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg machten nur einige Reiche Urlaub und dies auch meist im eigenen Land.

Heute fliegt praktisch jede und jeder kreuz und quer durch die Welt und hält das für ein Menschenrecht.
Die meisten wissen nichts über das Land, das sie heimsuchen, fordern aber gleichen Komfort wie zu Hause. Hier möchte ich eine Anekdote einschieben.
Ein Gespräch, dass ich in den knapp zwei Stunden im vollen ICE von Hamburg nach Berlin mitverfolgen konnte und was die ganz Fahrt voll ausfüllte. Ein Vater wurde von der ca. 15jährigen Tochter bedrängt, bei der nächsten (!) Thailand-Reise unbedingt business-class zu buchen. Der Vater fand das zu teuer und blieb auch dabei. Die Tochter machte sogar den Vorschlag, den Urlaub um eine Woche zu verkürzen. Sie interessierte sich nicht für Thailand, sondern allein für die Kosmetiktasche oder eine andere Kleinigkeit, die die Fluggesellschaft in der gehobenen Klasse als Statuszeichen den Reisenden anbietet.

Schon 6-jährige daddeln täglich stundenlang auf ihren Handys, sehen dort harte Pornos und tragen schon als Kleinkinder zum exzessiven Stromverbrauch bei.
Um den Planeten müssen wir uns keine Sorgen machen. Er wird noch weiter bestehen und neue Arten hervorbringen.
Die industrielle Revolution im 19. Jh., die diese zerstörerischen Vorgänge ins Bewusstsein gerückt hat, ist nicht Urheberin dieser Entwicklung, sondern hat sie ungeheuer verstärkt. Man kann sagen, dass die Klimakrise in aller Unschuld schon in der Steinzeit angelegt. wurde. Insofern war Greta Thunberg nicht auf der Höhe der Zeit, als sie herausschrie: „How dare you?“
Wir, d.h. hauptsächlich die mittteleuropäischen Mädchen und Frauen sind mit dem Slogan aufgewachsen: „Der Klügere gibt nach“.
Ob das jemals ein guter Ratschlag war, sei dahingestellt. Ob es im jetzigen Ukraine-Krieg ein guter Rat ist, kann bezweifelt werden.
Ebenso wie bezweifelt werden kann, dass der Klügere auf keinen Fall nachgeben soll und immer mehr tödliche Waffen produzieren und einsetzen soll, ein guter Rat ist. Die Nebenwirkungen unserer Denkfähigkeit haben uns in ein lebensbedrohliches Dilemma getrieben.
Ob wir noch einmal herauskommen, hängt von noch mehr schnellem Denken und Befolgen unangenehmer und rigoroser Maßnahmen ab. Dann haben wir vielleicht noch einmal Glück.

Noch in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts – in meiner Schulzeit – gab es weiße Flächen auf der Landkarte. 1955 betrug die Weltbevölkerung ca. 2.750 Milliarden. Heute, 2023 sind es ca. 8 Milliarden.

*) Ich beziehe mich hier für weitere Informationen auf mein Buch: Die Entstehung der Geschlechterhierarchie: Als unbeabsichtigte Nebenwirkung sozialer Folgen der Gebärfähigkeit und des Fellverlust 2017 Verlag Z&G

© Helke Sander März 2023

 

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